Temeswar (ADZ) – Rumänien und Ungarn könnten zu Ländern werden, in denen Westeuropäer auf Arbeitssuche kommen, so die Vision des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Am Wochenende nahm er an den Feierlichkeiten teil, die die ungarische Gemeinschaft in der Stadt an der Bega zum Anlass des 30. Jahrestags der 1989er Revolution veranstaltet hatte. Empfangen wurde Orbán von Bürgermeister Nicolae Robu, der sich als ein Bewunderer des Budapester Regierungschefs erwies. Ministerpräsident Orbán erklärte in seiner Rede im Temeswarer CCIAT-Geschäftszentrum, dass Mitteleuropa nicht mehr als eine Region zweiter Klasse gelten müsse und dass es sich in allen Standards dem westeuropäischen Durchschnitt annähern müsste. Dies sei ein ehrgeiziges Ziel, doch gemeinsam könne man es erreichen. Temeswar sei ein gutes Beispiel für das Machbare, denn die Stadt war im 19. Jahrhunderts eines der bedeutendsten Industriezentren des ungarischen Königreichs, ihre Stärke habe sie aber auch im 20. Jahrhundert erhalten und ausbauen können. Es sei also kein Zufall, dass die Temeswarer den Kampf gegen die kommunistische Unterdrückung begonnen und auch gewonnen haben, sagte Viktor Orbán.
Bischof László Tökés wies in seiner Ansprache vor allem auf den Mut und die Entschlossenheit seiner damaligen kleinen Gemeinde, die die Bürger der Stadt beeindruckt und mitgerissen hatte. Jeder Temeswarer wisse, was die Revolution ausgelöst hat und jeder von ihnen sei damals mit der reformierten Pfarrgemeinde solidarisch gewesen. Rumänen und Ungarn seien damals in Solidarität verbunden gewesen, so Tökés.
Bürgermeister Robu bekundete seinen Respekt vor der Leistung Tökés´ und erklärte, dass seine Stadt nach der Wende stets die Zusammenarbeit und den Austausch mit den Behörden und den Gemeinschaften der Nachbarländer Ungarn und Serbien gesucht habe. Zwar könne er heute nicht alle Ansichten teilen, die László Tökés vertritt, doch man habe 1989 für Meinungsfreiheit gekämpft. Temeswar sei Tökés gegenüber zu Dankbarkeit verpflichtet. Und auch Orbán gegenüber müsse er seinen Respekt bekunden, er habe gegen den Kommunismus gekämpft und später sehr viel Gutes für Ungarn und das ungarische Volk getan, so Bürgermeister Robu.
Ende vergangener Woche hat der Nationalrat der Magyaren Siebenbürgens mehrere Konferenzen und Kulturevents aus Anlass des Jahrestags der Revolution veranstaltet, es beteiligten sich Politiker, Fachleute, Journalisten, Kirchenvertreter aus Rumänien, Ungarn, Großbritannien, Polen, Slowenien, der Slowakei, Tschechien, der Ukraine, Deutschland und Kanada.