Temeswar – Der Bürgermeister von Temeswar/Timișoara, Dominic Fritz, hat am Donnerstagabend im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung im Studio-Kino die künftige Nutzung der historischen Synagoge in der Fabrikstadt/Cartierul Fabric vorgestellt. Das denkmalgeschützte Gebäude, das die Stadtverwaltung für 49 Jahre in Verwaltung übernommen hat, soll zu einem offenen Bildungs- und Kulturzentrum werden.
Geplant ist die Einrichtung eines Gemeinschafts- und Co-Learning-Zentrums mit öffentlicher Bibliothek, Räumen für Kinder und Jugendliche, einer Cafeteria sowie einem Gedenkbereich, der die Geschichte des Ortes bewahren soll. Ergänzend wird der Außenbereich neugestaltet, um Platz für Open-Air-Ausstellungen und Konzerte zu schaffen.
„Wir wollen die Synagoge in einen lebendigen Raum voller neuer Ideen verwandeln, mit kulturellen und bildenden Funktionen, die gleichzeitig die Erinnerung an den Ort wachhalten“, erklärte Bürgermeister Fritz. Das Projekt sei eng mit dem städtischen Regenerationsprogramm des Areals um den Trajansplatz verbunden, das sechs Hektar umfasst. Vor der Synagoge soll zudem ein Platz entstehen, um die architektonische Bedeutung des Gebäudes hervorzuheben und der Nachbarschaft einen offenen Begegnungsraum zu geben.
An der Präsentation nahm auch Javier Ors Ausin, Programmmanager des World Monuments Fund (WMF) aus New York, teil. Der WMF finanzierte den partizipativen Planungsprozess für die Umnutzung der Synagoge. „Es ist wichtig, dass die Zukunft dieses bedeutenden Kulturerbes nicht nur für die Bürger Temeswars entschieden wird, sondern gemeinsam mit ihnen“, betonte Ausin.
Das Nutzungskonzept, das in fünf Workshops mit rund einhundert Teilnehmern – darunter Vertreter der jüdischen Gemeinde, der Stadtverwaltung, von Bildungs- und Kulturinstitutionen sowie aus der Fabrikstadt – entwickelt worden ist, sieht vor, dass etwa 70 Prozent der Aktivitäten dem Bildungsbereich gewidmet sind. Workshops, Konferenzen und Ausstellungen sollen hier künftig regelmäßig stattfinden.
Die nächste Etappe des Projekts umfasst die Ausschreibung für die Erstellung der technischen Unterlagen und Genehmigungen, die Voraussetzung für den Beginn der Bau- und Restaurierungsarbeiten sind.
Die Synagoge in der Fabrikstadt, entworfen vom ungarischen Architekten Lipót Baumhorn, wurde 1899 für die jüdische Gemeinde eröffnet. 1985 musste sie geschlossen werden. Das Gebäude gilt als architektonisches Wahrzeichen und liegt im geschützten historischen „Fabrikstädter städtischen Ensemble“.