Temeswar (ADZ) – Bei einer landesweiten Aktion gegen mutmaßliche Steuerhinterziehung im Bereich des alternativen Personentransports hat die Antikorruptionsbehörde DNA am Mittwochmorgen in den Kreisen Temesch, Arad und Karasch-Severin mehrere Razzien durchgeführt. Nach Angaben der Ermittler entstand dem Staat ein Schaden von rund 30 Millionen Lei (etwa sechs Millionen Euro). Begleitet von Spezialeinheiten der Gendarmerie durchsuchten Polizisten und Staatsanwälte insgesamt neun Adressen – darunter Geschäftssitze und Privatwohnungen der Verdächtigen. Vier Personen wurden vorläufig für 24 Stunden festgenommen, sechs weitere zur Vernehmung vorgeführt.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sollen die Beschuldigten über mehrere Firmen, die digitale Plattformen für Ride-Sharing-Dienste betrieben, systematisch Mehrwertsteuer und Gewinnsteuer hinterzogen haben. Die Einnahmen der Unternehmen seien regelmäßig in bar von Geldautomaten abgehoben worden. Eine der Firmen habe in den vergangenen zwei Jahren keinerlei Einkünfte deklariert. Zwischen Januar 2023 und April 2025 sollen mehrere Gesellschaften und deren faktische Geschäftsführer ein komplexes System zur Steuervermeidung aufgebaut haben. Über sieben Unternehmen, die formell im Kreis Temesch und im Kreis Arad registriert waren, wurden laut der DNA Einnahmen von mehr als 110 Millionen Lei erzielt, ohne diese in der Buchhaltung zu erfassen und entsprechend zu versteuern. Die Ermittler gehen davon aus, dass rund 800 Fahrer über diese Firmen tätig waren. Ihnen sei angeboten worden, höhere Gewinne zu erzielen, indem sie auf reguläre Arbeitsverträge verzichteten. Unter der Leitung der Hauptverdächtigen seien die Fahrer entweder über Miet- oder Leihverträge an die Unternehmen gebunden worden, die ihrerseits die notwendigen Genehmigungen von der rumänischen Straßenverkehrsbehörde (ARR) erhielten und den Zugang zu Ride-Sharing-Plattformen organisierten.
Die Firmen selbst hatten laut DNA keine eigenen Angestellten. Wöchentlich behielten die Organisatoren von den Einnahmen der Fahrer zehn Prozent sowie 70 Lei pro Fahrer als angebliche Buchhaltungsgebühr ein – Beträge, die tatsächlich in die eigene Tasche geflossen seien. Einer der Beschuldigten soll allein Millionenbeträge in bar abgehoben und gemeinsam mit Komplizen in Immobilien, Luxusfahrzeuge und Transportautos investiert haben. Wenn die Steuerbehörden auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam wurden, sei das Geschäft unter neuem Namen fortgesetzt worden. Um einer strafrechtlichen Verantwortung zu entgehen, seien die Firmen häufig auf Strohmänner überschrieben oder an Personen mit prekärem sozialem Hintergrund „weiterverkauft“ worden, denen dafür wöchentliche oder monatliche Zahlungen von rund 1000 Lei versprochen wurden. Die Ermittlungen dauern an.