Hermannstadt – Dramaturg Andrei Kureicik aus Weißrussland hat sich den Straßendemonstrationen in seinem Land gegen die Willkür und Gewalt von Staatschef Alexander Lukaschenko vom ersten Tag an angeschlossen und noch im Sommer 2020 ein Stück geschrieben, das bereits in 21 Sprachen übersetzt wurde und aktuell auch in Rumänien und der Republik Moldau unter dem Titel „Insultați Belarus(ia)“ vorgestellt wird. Die Synopsis speist sich aus der unmittelbaren Realität oppositioneller Protestkundgebungen aus dem Minsk der jüngsten Vergangenheit. Weil im August 2020 auch Pavel Latușko, Ex-Kulturminister und ehemaliger Botschafter Weißrusslands in Polen und Frankreich, seine Unterstützung der Demonstranten öffentlich äußerte, musste er auf politischen Druck seine Direktorenstelle am Ianka-Kupala-Nationaltheater Minsk räumen. Die Mehrheit der Arbeitnehmer desselben Theaters tat es ihm freiwillig gleich und trifft sich seither zu freier Probenarbeit in einem Untergeschoss, von wo aus sie ihre Vorstellungen online ausstrahlt.
Demnach hat das Nationaltheater der weißrussischen Hauptstadt seinen hundertsten Geburtstag um 20 Tage verpasst. Stattdessen hat der US-amerikanische und seit 1988 in Moskau lebende Theaterkritiker John Freedman das neue Stück von Andrei Kureicik binnen kurzer Zeit zur Quelle des „Belarus(ia) Worldwide Reading Project“ geformt. In den letzten vier Monaten hat es bereits in Weltmetropolen und Städten wie New York, Boston, Hongkong, London, Edinburgh, Amsterdam, Den Haag, Stockholm, Prag, Budapest, Vilnius, Tel Aviv, Tiflis und Taschkent gastiert. Übersetzerin des Librettos in die rumänische Sprache ist Raluca Rădulescu. Intendant Constantin Chiriac und das Radu-Stanca-Theater Sibiu (TNRS) wie auch das Internationale Theaterfestival Hermannstadt (FITS) ergreifen kulturpolitisch erwartungsgemäß Partei für die Nachricht und die Urheber des Programms von „Insultați Belarus(ia)“.
Heute, am 10. Februar, werfen sich sieben Hermannstädter Ensemblemitglieder um 19 Uhr online auf den Youtube- und Facebook-Accounts des TNRS und FITS in die Lektüre und das Rollenspiel des weißrussischen Theaters der Gegenwart. Noch vor Ende Februar wird der Text reihum auch in Jassy/Iași, Chișinău, Sathmar/Satu Mare, Bacău, Arad, Târgoviște, Sfântu Gheorghe, Piatra Neamț, Bukarest, Constanța, Galați, Suceava, Craiova und Neumarkt/Târgu Mureș von Profistimmen gelesen worden sein. Der genaue Zeitplan ist auf der Homepage www.tnrs.ro zu finden.