Orawitza – Im Durchschnitt kommen zum Jahrmarkt von Răcăşdia bei Orawitza jedes Jahr bis zu zehntausend Käufer, Verkäufer und Besucher, vermeldet der Gemeinderat und der Verein der Rinderzüchter, die Hauptorganisatoren des Jahrmarktes, dessen Ursprünge bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgt werden können. Neuzeitlich ist es die 35. Ausgabe des Jahrmarktes, der immer sonntags stattfindet und wo sich die bedeutendsten Landwirte des südlichen Banats, aber auch Produzenten von allem, was in der Landwirtschaft nötig ist (von Gerätschaften und Maschinen, Sämereien über Chemikalien bis Rassetieren und Futtermitteln) ein Stelldichein geben. Musikalisch untermalt wird der Jahrmarkt durch die Blaskapellen von Răcăşdia und aus dem serbischen Grebenaţ. Auch der Landwirtschaftsminister der Grindeanu-Regierung, Petre Daea, sowie Hochschullehrer und Ex-Landwirtschaftsminister Valeriu Tabără haben ihre Teilnahme bestätigt, neben der fast vollständigen Crew des Kreisrats Karasch-Severin.
Mirko Lechici, seit vielen Jahren Bürgermeister von Răcăjdia, sagte den Medien: „Es gibt auch in diesem Jahr auf dem Großen Frühjahrs-Jahrmarkt von Răcăşdia eine breite Palette von saisonalen Angeboten. Es ist für uns das Ereignis, mit dem wir die landwirtschaftliche Frühjahrskampagne einleiten und gleichzeitig den Landwirten im Wortsinn entgegen-kommen, indem wir ihnen ihren Bedarf vor die Tür stellen. Deshalb ist der Große Jahrmarkt auch für den gesamten Raum des Karasch-Tals und darüber hinweg so wichtig. Denn es kommen selbstverständlich auch die Fachleute der EU-Zahlstelle APIA, der verschiedenen Züchterverbände aus dem zootechnischen und pflanzentechnischen Bereich, die Landwirtschaftskammer, die Präfektur, der Kreisrat, Parlamentsmitglieder. In gewissem Maße ist der Frühjahrs-Jahrmarkt von Răcăşdia auch ein Leistungsvergleich, denn immer wird eine Kommission zusammengestellt, die Diplome und Preise für die schönsten Nutztiere – Schafe, Ziegen, Kühe, Pferde, und Geflügel – vergibt.
Răcăşdia hatte sich zur Habsburgerzeit einen hervorragenden Ruf als Züchterortschaft für Mastochsen erworben. Es gehörte zu den alljährlichen herbstlichen Ereignissen, dass die mindestens tausendköpfige Herde der an die Schlachthäuser der Reichshauptstadt Wien verkauften Tiere im Herbst von den Männern der Ortschaft über die ungarische Tiefebene dorthin getrieben wurden. Das dauerte im Durchschnitt, laut Ortsgedächtnis, zwei- bis zweieinhalb Wochen, wobei der Fettgehalt ihres Fleisches optimal wurde. Danach kehrten die Männer (zumal gegen Ende des 19. Jahrhunderts) meist mit dem Zug zurück, um mit dem Geld für die Ochsen die Winter-Zusatzversorgung ihrer Wirtschaften oder sonstige Einkäufe zu erledigen. Die Tradition des Verkaufs von Schlachtvieh aus Südosteuropa in die Reichshauptstadt Wien hatten bereits im 18. Jahrhundert Arumunen von südlich der Donau und aus dem Raum Saloniki begründet. Viele von ihnen sind später als Heereslieferanten (vor allem zu Zeiten der Napoleonischen Kriege) geadelt worden (etwa die Grafen Nákó aus Großkomlosch und Großsanktnikolaus und aus dem heute serbischen Nakovo/Nákófalva). Nach der 1848er Revolution haben die Landwirte des Südbanats den Handel mit ihrem Schlachtvieh in die eigene Hand genommen. Seither gibt es auch regelmäßige Angaben über die beiden Großen Jahrmärkte – im Frühjahr und im Herbst – von Răcăşdia.