Temeswar (ADZ) – Der Konflikt um die Verlegung des Firmensitzes des Müllentsorgungsunternehmens Retim von Temeswar nach Großwardein/Oradea sorgt für verschärfte politische Spannungen im Kreis Temesch. Der von der PSD und der PNL geführte Kreisrat hat eine förmliche Beschwerde an den Temeswarer Stadtrat gerichtet und wirft der Stadtverwaltung Verfahrensfehler und mangelnde Transparenz vor. Gleichzeitig gerät der Angriff der beiden Parteien in die Kritik – denn die umstrittene Entscheidung wurde zuvor einstimmig auch von ihren eigenen Stadtratsmitgliedern unterstützt.
Ausgangspunkt ist ein Beschluss des Temeswarer Stadtrats vom 4. November. Darin wurden die Vertreter der Stadt für die Hauptversammlung der Aktiengesellschaft Retim Ecologic Service SA mandatiert. Der Kreisrat moniert nun, der Beschluss habe kein ausdrückliches Mandat für die Abstimmung über die Sitzverlegung enthalten. Zudem seien den Stadträten mehrere Anlagen, darunter vier Dokumente der Einberufung der Aktionärsversammlung, nicht vorgelegt worden. Dadurch sei unklar geblieben, worüber genau abgestimmt werde, heißt es in der Beschwerde.
Parallel zu der juristischen Initiative verschärften führende Vertreter der PNL im Kreisrat am Mittwoch und Donnerstag den Ton. Vizekreisratspräsident Alin Popoviciu attackierte die Stadtspitze öffentlich und warf ihr vor, Retim „mit Sitz, Steuern und Abgaben“ nach Großwardein ziehen zu lassen. Diese Darstellung widersprach allerdings den offiziellen Angaben des Unternehmens: Retim hatte bereits zuvor klargestellt, dass Steuern und Abgaben weiterhin wie bisher entrichtet würden und sich an den operativen Strukturen im Kreis Temesch nichts ändere. Die Aussagen Popovicius riefen Kritik hervor – auch deshalb, weil die Verlegung des Firmensitzes im Stadtrat einstimmig beschlossen worden war, einschließlich der Stimmen von PSD- und PNL-Stadträten. Einer der beiden städtischen Vertreter in der Retim-Hauptversammlung, der PNL-Politiker Alin Bătrân, stimmte ebenfalls für die Verlegung.
Temeswars Vizebürgermeister Ruben Lațcău (USR) zeigte sich irritiert über die nun vorgebrachten Vorwürfe. Die Entscheidung des Stadtrats sei im Rahmen der kommunalen Zuständigkeiten getroffen worden, betonte er. Es könne nicht Aufgabe der Stadt sein, parteiinterne Konflikte oder strategische Überlegungen von PSD und PNL auszutragen. Retim selbst verweist auf organisatorische Gründe für den Schritt. Die Sitzverlegung sei Teil einer konzerninternen Strukturvereinheitlichung und habe keine Auswirkungen auf den operativen Betrieb im Kreis Temesch. Die lokalen Abgaben würden weiterhin an die zuständigen Behörden im Kreis entrichtet.




