Bukarest – Das Inte-resse war riesig, als das Nationale Bauernmuseum am Donnerstag, den 16. Mai, zur Vernissage der Ausstellung „Saisonarbeiter“ (Sezonierii)“ im Irina-Nicolau-Saal einlud. Lag es am Thema oder an der Popularität des Fotografen Cosmin Bumbuț und der Journalistin Elena Stancu, deren Bilder dort noch bis zum 9. Juni ausgestellt werden? Besser bekannt sind die beiden unter dem Begriff „Teleleu“ – seit über 10 Jahren lebt, reist und arbeitet das Duo in einem Wohnwagen und erstellt Reportagen. Seit 2019 widmen sie sich jetzt bereits der Dokumentation von Lebens- und Arbeitsbedingungen rumänischer Migranten im europäischen Ausland.
Bumbuț und Stancu betonten, wie wichtig es sei, mit ihrem Wohnwagen vor Ort zu leben, wenn sie an einer Reportage arbeiten. Durch die Präsenz vor Ort – „partizipativen Journalismus“, ergibt sich ein besonderer Zugang zu den Menschen – was man den Bildern ansieht. So gewährten ihnen die Männer und Frauen auch Einblicke in sehr persönliche Momente ihres Alltags, etwa wenn sie nach Feierabend zusammen kochen, fernsehen oder nach Hause telefonieren.
Die Fotografien zeigen Aspekte des Arbeitens und Lebens auf drei landwirtschaftlichen Betrieben in Großbritannien, Deutschland und Spanien: einzelne Arbeitsschritte, die Produktionsprozesse, das Zusammenleben und -arbeiten in der Gruppe, die Unterkünfte. Kurze Begleittexte liefern knappe biografische Informationen.
Damit vermittelt die Ausstellung eine Ahnung von der sehr spezifischen Lebenswelt dieser Menschen, die über Wochen oder Monate als Teil einer größeren Gruppe am selben Ort arbeiten und leben – weit entfernt von ihren Kindern und Familienangehörigen. Was sie verbindet, ist die Hoffnung, über die harte Arbeit im Ausland ein besseres Leben zu Hause finanzieren zu können. Die Anstrengungen der körperlichen Arbeit und die Entbehrungen im Privaten scheinen durch viele Bilder durch. Die tatsächlich erbrachten Opfer und die persönlichen Nöte dieser Menschen lassen sich nur erahnen.
Die Ausstellung liefert Denkanstöße: Bumbuț und Stancu brachten das Dilemma vieler Saisonarbeiterin-nen und Saisonarbeiter zur Sprache, wenn sie ihre Kinder bei den Großeltern oder Verwandten zurücklassen. Denn zum einen ist die Arbeit im Ausland für viele die einzige Möglichkeit, Geld für Ausbildung und Zukunft ihrer Kinder zu verdienen; andererseits sind die negativen emotionalen Auswirkungen auf Kinder, die einen Großteil des Jahres ohne Eltern aufwachsen, offensichtlich und bekannt.
Nur am Rande thematisiert die Ausstellung, dass viele Saisonarbeiter in den Ländern Westeuropas Opfer von falschen Versprechungen und Ausbeutung werden.
Doch das Projekt geht weiter: Bogdan Iancu, Kurator der Ausstellung, bezeichnet die Ausstellung nur als Auftakt einer tiefer gehenden Beschäftigung mit dem Phänomen Saisonarbeit aus interdisziplinärer Perspektive. Man darf also hoffen, in näherer Zukunft mehr über dieses spannende Thema zu hören.