Über die Probleme beim Übersetzen

Karin Gündisch las vor Germanistikstudenten

Bukarest - Die Kinder- und Jugendbuchautorin Karin Gündisch stellte vergangenen Freitag in der Germanistikfakultät in Bukarest ihre Bücher vor. Anwesend waren Masterstudenten im Fach Germanistik, mit dem Schwerpunkt Translation. In der Lesung wurde vor allem die Problematik des Übersetzens angesprochen. In einem Gemeinschaftsprojekt haben Studenten unter der Leitung von Prof. Dr. Marina-Virgina Lăzărescu das Buch „Cosmin“ der aus Heltau/Cisnădie in Siebenbürgen stammenden und heute in Deutschland lebenden Schriftstellerin ins Rumänische übersetzt. Doch nicht nur rumänische Übersetzungen ihrer Bücher wurden auszugsweise verlesen, sondern auch französische und englische Fassungen wurden vorgetragen. 

Der Untertitel des Buches „Cosmin – Von einem der auszog, das Leben zu lernen“ ist eigentlich ein Fehler des Verlags, wie die Autorin auf der Lesung erklärte. Sie wollte das Buch „Cosmin – Von einem der auszog, das Lesen zu lernen“ nennen. „Doch Lesen ist auch Leben“, wie die Literaturgenießerin Gündisch findet, und sie war mit diesem Titel sehr zufrieden. Das Buch behandelt die Schwierigkeiten, die ein Romakind hat, sich in das „normale“ Schulsystem zu integrieren. Für die Dokumentation ihrer Geschichte ist Gündisch mehrere Male in einem Romadorf gewesen. Sie schafft es in ihrer Erzählung, die tiefgreifende Problematik kinder- und jugendgerecht in einfachen Sätzen zu erzählen, ohne zu stigmatisieren. Genau wie ihre Figuren begegnet die Erzählerin dem Problem mit unvoreingenommener, kindlicher Neugier.

Auch die Übersetzung soll diesen Eindruck erwecken. Daher ist es gerade bei Kinderbüchern oftmals schwer, die richtigen Worte zu finden. Die scheinbare Einfachheit der Sprache ist ein Trugschluss. Gerade Kinder- und Jugendbücher stellen Übersetzer vor schwierigen Aufgaben, wie an einigen Beispielen deutlich wurde. Wie übersetzt man denn das Wortspiel mit dem Namen Annabell: Anna bell! Anna friss! Anna sitz!?

Es ist bereits das zweite Kinderbuch von Gündisch, das ins Rumänische übersetzt wurde. Aber auch in solch exotischen Sprachen wie Koreanisch und Japanisch sind ihre Geschichten erschienen. Wenn man die Sprache gar nicht kann, muss man dem Übersetzer blind vertrauen. Den anwesenden Translationsstudenten vermittelte sie somit ihre große Verantwortung gegenüber dem Verfasser und die Schwierigkeiten, die dabei auftreten können. Gleichzeitig lobte sie aber die gute Arbeit bei der Übersetzung von „Cosmin“. „Ich könnte es niemals so gut ins Rumänische übertragen“, gab Karin Gündisch zu, auch wenn sie an einigen Stellen der Lesung bewies, dass sie der rumänischen Sprache sehr wohl mächtig ist.

Das Buch „Die Geschichten über Astrid“ („Povestiri despre Astrid“) ist bereits in rumänischer Sprache erhältlich. Die Übersetzung von „Cosmin“ wird im Niculescu Verlag erscheinen und auf dem diesjährigen Bukarester „Bookfest“ zweisprachig vorgestellt werden.