Großwardein – Ungarns Außenminister Péter Szijjártó hat am Wochenende in Großwardein/Oradea erklärt, dass die Budapester Regierung das Wirtschaftsförderprogramm für Siebenbürgen fortsetzen und sich dabei auf die Region Partium konzentrieren wolle. Bislang haben zuständige Stellen in Ungarn 6000 Finanzierungsanträge aus Siebenbürgen genehmigt und dabei Unterstützungen im Gesamtwert von knapp 194 Millionen Euro gewährt. Gefördert werden vor allem Initiativen im Wirtschaftsbereich, die der siebenbürgisch-ungarischen Minderheit eine Lebensgrundlage bieten sollen. In der Landwirtschaft, im Tourismus, aber auch in der Kleinindustrie habe die ungarische Regierung die Gründung oder die Erweiterung von siebenbürgischen Betrieben gefördert, sagte der Budapester Außenminister bei einem Treffen mit dem UDMR-Vorsitzenden von Bihor, Attila Cseke.
Im Kreis Bihor wolle Ungarn nun bei der Erweiterung von Schulgebäuden und dem Bau eines Schulheims für reformierte Kinder helfen, so der ungarische Chefdiplomat. Er forderte die ungarische Minderheit in Großwardein und im Kreis Bihor auf, an den in Rumänien bevorstehenden Kommunalwahlen teilzunehmen, da es sich hierbei auch um ihre Zukunft handele. Es wäre angebracht, wenn die Ungarn über eine entsprechende politische Vertretung in der Kommunalverwaltung verfügen würden, aber dafür müsse die magyarische Minderheit geschlossen sein. Das bedeute, dass die Bürger ungarischer Abstammung für den UDMR stimmen, weil der Verband die größte politische Organisation der Magyaren in Rumänien darstelle und entsprechend auch über die höchsten Chancen verfüge, in der Kommunalverwaltung vertreten zu sein. Da bei den Kommunalwahlen auch Vertreter anderer Organisationen der ungarischen Minderheit antreten, sollte Szij-jártós Botschaft als klare Unterstützung für den UDMR verstanden werden.
Außenminister Péter Szijjártó hatte am Freitag zusammen mit seinem Bukares-ter Kollegen Bogdan Aurescu und dem rumänischen Verkehrsminister Lucian Bode den neuen Autobahngrenzübergang Borș II – Nagykereki eingeweiht und war im Anschluss zu Gesprächen mit den UDMR-Vertretern nach Großwardein gefahren. Ursprünglich sollten die beiden Regierungschefs Ludovic Orban und Viktor Orbán den neuen Grenzübergang eröffnen. Die Budapester Wirtschaftsförderprogramme in Siebenbürgen haben bereits für Spannung zwischen den beiden Ländern gesorgt. Während sie von der PSD-Regierung eher toleriert wurden, signalisierte Außenminister Aurescu im Frühjahr das Unbehagen der rumänischen Regierung und führte mit Szijjártó ein diesbezügliches Gespräch in Bukarest.