Von Entbehrung und Zusammenhalt

Vorstellung des Romans „Rubla, Ort ohne Schatten“ in deutscher Übersetzung. V.l.n.r.: Benjamin Józsa, Beatrice Ungar, Mariana Gorczyca am 13. Juni im Spiegelsaal des Hermannstädter Forums Fotocredit: Aurelia Brecht

Hermannstadt – „Wir stehen in diesem Jahr ganz unter dem Eindruck des Erinnerns an die tragischen Ereignisse von 80 Jahren seit der Russlanddeportation und vergessen dabei, dass es auch die Inlandsverschickung, nämlich die Bărăgan-Depoartaion gab.“ So führte Benjamin Józsa, Leiter des Honterus-Verlags, in die Buchvorstellung des Romans „Rubla, Ort ohne Schatten“ ein.

Das Buch war zunächst auf Rumänisch unter dem Titel „Rubla, locul fără umbră“ erschienen und wurde nun im Juni im Beisein von Autorin Mariana Gorczyca im Spiegelsaal des Hermannstädter Forums präsentiert. Das Buch liegt seit 2025 in der deutschen Übersetzung von Beatrice Ungar vor, die ebenfalls an der Buchvorstellung teilnahm und einige Passagen vorlas.

Der Roman beschreibt das Schicksal des Dorfes Rubla im Bărăgan und der Verschleppten, die im Bărăgan, einem steppenartigen Gebiet zwischen Bukarest und der Donau wohnhaft werden mussten; denn im Jahr 1951 wurden etwa 40.000 Menschen verschiedener Ethnien, darunter deutscher, rumänischer, serbischer, türkischer und mazedonischer Herkunft aus dem Banat in die Bărăgan-Steppe verschleppt. Die Verschleppung fällt in die Zeit des kommunistischen Rumäniens unter Gheorghe Gheorghiu-Dej und ist auf die Spannungen zwischen Jugoslawien und Rumänien zurückzuführen, derentwegen die rumänische Führung potenzielle „Feinde des Systems“ unschädlich machen wollte. Die Deportation endete erst im Jahr 1956.

Zu Beginn zeigte die Autorin Mariana Gorczyca Fotos des Dorfes Rubla heute: Natürlich habe es mehrere Dörfer im Bărăgan gegeben, die dort aus dem Boden gestampft worden seien – sie habe das Dorf „Rubla“ bewusst ausgewählt, die von ihr gesammelten Geschichten an diesen Ort versetzt und zusammengefasst, sagte Mariana Gorczyca eingangs. Heute sind die 18 Dörfer, die einst entstanden, verschwunden. Schon unter Ceaușescu wurde ein Teil abgerissen, um die Spuren der Bărăgan-Deportation zu verwischen.

In eben jenem Ort Rubla zwischen Brăila und Slobozia habe sie auch den letzten Überlebenden der Deportation getroffen, der im einzigen Haus wohnt, das dort noch steht: Constantin Ciolacu wurde 1951 aus der Region an der rumänisch-jugoslawischen Grenze in den Bărăgan deportiert. Mit Hilfe seiner Aussagen und Augenzeugenberichte aus der Deportationszeit hat Mariana Gorczyca einen Roman geschaffen, der die Zeit der Repression und Entbehrung, aber auch das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien im Dorf und deren Zusammenhalt thematisiert.

Die Autorin setzt sich dafür ein, dass das letzte Haus in Rubla künftig als Gedenkort erhalten werden kann. Mit ihrem ersten Roman „Diesseits und Jenseits des Tunnels 1945“, in dem es um die Deportation der Siebenbürger Sachsen nach Russland im Januar 1945 geht, wird Mariana Gorczyca in diesem Jahr auf der Frankfurter Buchmesse zu Gast sein.