Ein Autoren-Trio mit nahezu 100 Mitarbeitern hat ein umfangreiches und schwieriges Vorhaben vollbracht: Eine Chronik des ältesten Obergymnasiums / Lyzeums der südlichen Bukowina, in Suceava, das im Laufe der Zeit unterschiedliche Namen trug, mit einem Lexikon der Gründer sowie Lehrerund Absolventenpersönlichkeiten dieser Schule. Es handelt sich um das heutige Kolleg „Stefan cel Mare“, wobei die gegenwärtige Bezeichnung der Mittelschule (Lyzeum) nicht die in Deutschland übliche Bedeutung hat, sondern an das französische Schulsystem angelehnt ist.
Ein halbes Jahrhundert nach der Gründung des ersten Obergymnasiums in der Bukowina in Czernowitz/Cernăuți (1808) erhielt die zweitgrößte Stadt des Herzogtums durch Dekret vom 10. Juni 1860 ein „Kaiserlich-königliches“ orthodoxes Obergymnasium, wobei im Namen gewollt die Bedeutung der Konfession, und nicht die der ethnischen Zugehörigkeit hervorgehoben wurde. 1877 schätzte der damalige Schulinspektor und spätere Nationalpoet der Rumänen, Mihai Eminescu, die Bildungsanstalt als die „beste rumänische Sekundär-Schule“ ein. Das 2023 erschienene Buch belegt, dass sie tatsächlich die bedeutendste Mittelschule für die Orthodoxen der Bukowina war. Aber nicht ausschließlich für Rumänen und Ruthenen, sondern offen ebenso für Armenier, Deutsche, Juden und Polen.
Nach einem Vorwort und einem Argument-Text zum Zweck dieser Dokumentation – unter anderem Anschreiben gegen das Vergessen, als Nachschlagewerk und für eine entsprechende Einordnung in die rumänischen Gesamtliteratur – folgt in alphabetischer Reihenfolge eine Sammlung biobibliographischer Texte zu Gründungslehrkräften sowie Lehrerund Absolventen-Persönlichkeiten, die aus dieser traditionsreichen Mittelschule hervorgegangen sind, darunter ein Friedens-Nobelpreisträger (Chemieingenieur Gheorghiță Crețu, Team-Preis). Erfasst wurden in dem reich illustrierten Buch 481 Persönlichkeiten – ohne Anspruch exhaustiv zu sein -, darunter etwa ein Dutzend deutschstämmige (Buchenländer, Galizianer, Österreicher). So beispielsweise der Direktor des Lyzeums, Johann Limberger, ein Galizianer (1822-1903), der stellvertretende Direktor Marian Scheffel aus Jadowa, heute Ukraine (1933-2019), der bedeutende Musiklehrer, Dirigent und Komponist August Karnet, ein gebürtiger Wiener (1870), auch Theaterkapellmeister in Regensburg, oder Deutschund Latein-Lehrer Peter Tomaschek (1882-1940 in Sereth/Siret), der für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen war.
Eine bedeutende Buchenländer Absolventen-Persönlichkeit des Obergymnasiums war beispielsweise August Hargesheimer, Lehrersohn, in Galizien gebürtig, evan gelischer Pastor, ordiniert 1902 in Eger (heute Cheb), ab 1903 bis 1929 langjährigster und bedeutendster Pastor in der Geschichte der evangelischen Gemeinschaft Neultzkany Suceava. Zugleich war er 1924 bis 1932 Dechant der Evangelischen Kirche in der Bukowina und 1931-1932 Stadtpfarrer in Czernowitz. Gestorben ist er am 10. Januar 1932 in Czernowitz, Sterbeortund Sterbedatum fehlen in der Dokumentation.
Beispielsweise noch zu erwähnen wären der Lokalhistoriker, und Museumskustos in Suceava, Rudolf Gassauer, der bekannte Komponist und Universitätsprofessor Armin Kaufmann, geboren in NeuItzkany, oder von den jüngsten die rumänisch schreibende Dichterin Utta Siegrid König, geboren während der Umsiedlung 1943 im damaligen Posen (Poznan / Polen).
Eine kurze Zusammenfassung in Deutsch, Englisch und Französisch sowie ein umfangreiches Literaturund Quellenverzeichnis beschließen dieses Lexikon, das deutsch unzutreffend als Wörterbuch (Dicționar) bezeichnet bzw. als solches übersetzt wurde.