Erholung von nebenan

Alte und neue Naherholungsgebiete in Hermannstadt

Sportaktivitäten am Bindersee | Foto: Aurelia Brecht

Auf und ab – Fahrradhügel-Fahrt im Belvedere Park | Foto: Aurelia Brecht

Rumänisches Bauernhaus im ASTRA-Freilichtmuseum | Foto: Laura Micu

Der Brâncoveanu-See – höchster Salzgehalt, derzeit etwa 25 Grad warm | Foto: Laura Micu

Musikpavillon und Spielplatz im Erlenpark. Über das Hinterteil erklimmbarer Elefant: Über den Rüssel rutscht man in die Sandgrube. | Foto: Aurelia Brecht

Was tun am Wochenende oder nach Feierabend in Hermannstadt/Sibiu? Dass man nur unterwegs das Gefühl märchenhafter Verwunschenheit erfahren kann, wusste schon Erich Kästner. Was aber, wenn die Zeit knapp ist, man dem sommerlichen Stadttrubel im Zentrum entgehen will, egal, ob man auf der Durchreise ist oder einen längeren Aufenthalt geplant hat? Zu Wasser, zu Wald und zu Frischluft: Orte, die schnell zu erreichen sind und einen rasch dem Alltag entreißen. Grüne Lungen werden gefüllt, Seelen baumeln auf und ab, Wasserratten und Sportfans kommen auf ihre Kosten – und auch märchenhafte Verwunschenheit ist mit dabei – garantiert.

Bindersee – Erholung bei Sport und Spiel

Für Bewegungs- und Sportbegeisterte bietet der Bindersee Abwechslung. Das Naherholungsgebiet befindet sich im Țiglari-Viertel und ist etwa 30 Gehminuten oder zehn Autominuten vom Hermannstädter Zentrum entfernt. Es wurde 2022 eröffnet und geht auf eine alte Ziegelfabrik zurück, die 1920 ihre Tore schloss.

Heute befindet sich hier ein kleiner Strandabschnitt mit Liegestühlen und der Möglichkeit, Strandvolleyball zu spielen. Eine besondere Attraktion für Kinder ist der auf dem Wasser gelegene Spielplatz WIBIT, der aus verschiedenen Parcours mit Rutschen, Trampolinen und Hindernissen besteht. Der See bietet außerdem die Möglichkeit, in zwei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden Wasserski, Wakeboard oder Kneeboard zu fahren. Auch Kajakfahren und Stehpaddeln sind möglich.

Sportangler kommen hier ebenfalls auf ihre Kosten. Wer keine Lust auf Adrenalin-Kicks hat, kann mit einem Spaziergang um den See Vorlieb nehmen.

Sattgrün und idyllisch – alte und junge Parkanlagen

Raus aus dem umtriebigen Stadtgetümmel der Festivals, Konzerte und Kreativmärkte, die von Frühling bis Spätsommer die Kulisse des Stadtzentrums prägen. Rein in die grünen Oasen: Eine der ältesten grünen Lungen Hermannstadts ist der Erlenpark/Parcul sub Arini – auch in Herta Müllers Roman „Atemschaukel“ kommt der Park vor. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts pflanzte man hier die ersten Erlen, Linden und Kiefern; der Hermannstädter Verschönerungsverein errichtete Ende des 19. Jahrhunderts den hölzernen Musikpavillon und den Springbrunnen in der Mitte der Parkanlage.

Der Park hält mit seinen vielen Bäumen besonders viele Schattenplätze bereit. Die ältesten Bäume sind über 150 Jahre alt und bieten 95 Vogelarten ein Zuhause. Hier kann man flanieren, joggen und Fahrrad fahren. Über den Jungen Wald/P˛durea Dumbrava kann man von hier aus zum ASTRA-Freilichtmuseum spazieren. Zu jeder Jahreszeit zieht es die Hermannstädter in den Park – im Sommer spendet er angenehme Kühle, im Winter verwandelt sich so mancher Hügel in eine Rodelbahn.

Zentraler Anlaufpunkt für Kinder ist der Spielplatz im Zentrum des Parks, beliebt wegen des großen Beton-Elefanten, der die Mitte des blumenumrankten Platzes ziert. Moderne Sportgeräte unterhalb des Hermannstädter Stadions laden zu Bewegung für zwi-schendurch ein. Einkehren kann man derzeit im Restaurant „Sub Arini“; das beliebte Traditionslokal „Bolta Rece“ soll in Kürze mit einem neuen Raum- und Kulinarik-Konzept wiedereröffnet werden.

Zu den jüngeren Parkanlagen Hermannstadts gehört der Belvedere-Park, der 2023 eingeweiht wurde. Mit einer Gesamtfläche von 6,4 Hektar und 15 Autominuten vom historischen Zentrum entfernt, bietet er mit seinen 585 Bäumen und 6000 Stauden insgesamt 48.000 Quadratmeter Grünflächen. Der Park ist komponiert aus vier kreisförmigen Terrassen mit Ruhe- und Entspannungsbereichen: Hier kann man sich an Sportgeräten ausprobieren und hügelige Fahrradpisten rauf- und runterfahren. Eine kleine Seilbahn kommt besonders bei Kindern gut an. Von einer Aussichtsplattform aus kann man den Blick auf das Zibinsgebirge genießen.

Im Entstehen ist derzeit ein neuer Park: Das sogenannte „Gușterland“ liegt am Hammersdorfer Berg/Dealul Gușteriței und soll in den kommenden Jahren fertiggestellt werden. Kleinere Ruheoasen im Stadtzentrum bieten außerdem – vor allem für Hochsommer-hitzegeplagte Gemüter – der ASTRA-Park am Ende der Heltauergasse/Strada Nicolae Bălcescu und der Jugendpark/Parcul Tineretului an der Promenade/Bulevardul Corneliu Coposu.

Das ASTRA-Freilichtmuseum 

Für eine perfekte Mini-Auszeit am südlichen Stadtrand eignet sich das ASTRA-Freilichtmuseum/Muzeul Civilizației Populare Tradiționale Astra, das vom Stadtzentrum aus bequem mit dem Bus, dem Fahrrad oder mit dem Taxi erreichbar ist: Wer also in das ländliche Rumänien und seine traditionelle Lebensweise eintauchen möchte, ist hier genau richtig. Mit seinen 96 Hektar Fläche ist das Museum eines der größten Europas. Es präsentiert rund 350 Gebäude aus dem ganzen Land, die hier wieder aufgebaut wurden, darunter Gehöfte, Bauernhäuser und verschiedene Werkstätten, wie eine Töpferei oder eine Wollspinnerei. Besondere Attraktionen sind: die orthodoxe Holzkirche, in der auch Gottesdienste abgehalten werden, und die zahlreichen Mühlen. Über das Jahr hinweg – vor allem im Frühjahr und Sommer – bietet das Museum verschiedene Kulturveranstaltungen, darunter das Festival der rumänischen Volkskunst und den Kunsthandwerkermarkt. Auch Workshops, bei denen verschiedene Handwerke ausprobiert werden können, stehen auf dem Programm. Im Sommer findet hier im Rahmen der ungarischen Kulturtage ein Gulasch-Kochwettbewerb statt. Für einen ganzheitlichen Einblick sollte man einen Tagesbesuch einplanen; das Museum eignet sich aber auch für einen spontanen Spaziergang mit kulinarischer Pause: Drei Restaurants, die ebenfalls in historischen Häusern untergebracht sind, bieten rumänische Spezialitäten von Ciorba und Bulz über Mici, Sarmale und vieles mehr an.

Zwischen Plantschen und Entspannung – Salzburger Salzseen

Nein, nicht Österreich. Nicht Mozart. Aber doch tönt aus den Lautsprechern deren – eben siebenbürgischen Salzburgs – Musik. Nun geht die Badesaison bald zu Ende – aber vielleicht lassen sich der silbrige September und der goldene Oktober noch für einen Ausflug in den Badekurort Salzburg/Ocna Sibiului nutzen. Die Anlage, nordwestlich von Hermannstadt gelegen und 15 Kilometer entfernt, war im 19. Jahrhundert ursprünglich ein Salzbergwerk. Ab den dreißiger Jahren des 20.

Jahrhunderts entstanden durch den Verfall des Bergwerks schließlich 14 Salzseen. In 12 von ihnen kann heute gebadet werden. Die alten, im Jugendstil errichteten Kuranlagen sind heute geschlossen, doch wurde die Lücke von mehreren neuen Anbietern gefüllt. Das Baden in den Salzseen kann bei rheumatischen, motorischen oder arthritischen Krankheiten Linderung schaffen. Salzburg bietet seinen Besuchern eine attraktive Mischung aus Heilbad und entspannter Strandatmosphäre.