Am 23. und 24. Oktober verwandelte sich Temeswar/Timișoara in einen Treffpunkt für Stadtentwickler, Investoren, Verwaltungen und zivilgesellschaftliche Akteure – Anlass war die internationale Konferenz „Cities of Tomorrow“. In ihrer 13. Auflage bot die Veranstaltung eine Plattform für den Austausch darüber, wie Städte von morgen gestaltet werden können – im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Beteiligung. Unter dem Motto „Liveable Cities: People, Skills & Innovation” rückten die Organisatoren die Lebensqualität in Städten in den Mittelpunkt – nicht allein über Infrastruktur, sondern über Zusammenarbeit von Verwaltung, Wirtschaft und Bürger. Veranstaltet von der Deutsch-Rumänischen Industrie- und Handelskammer, AHK Rumänien, gab sich „Cities of Tomorrow“ ambitioniert. Ziel war es, dass Städte nicht nur Konzepte zur grünen und smarten Entwicklung diskutieren, sondern konkrete Partnerschaften schmieden und Projekte in Gang bringen. Die letztjährige Auflage von „Cities of Tomorrow“ fand in Großwardein/ Oradea statt, nachdem die Organisatoren entschieden hatten, die Veranstaltung über Bukarest hinaus auf Reisen zu schicken.
Die Konferenz begann am Donnerstag, den 23. Oktober, mit einem öffentlichen Kongresstag im Studio-Kino im Stadtzentrum. Sebastian Metz, Geschäftsführer der AHK Bukarest, eröffnete die Konferenz. „Dies ist eine der führenden Konferenzen zur Stadtentwicklung in Rumänien. Wir hatten neun Rundtischgespräche bisher, deren Schlussfolgerungen heute vorgestellt werden“, sagte Sebastian Metz. Zu den Gründen, weshalb diese Konferenz vor 13 Jahren ins Leben gerufen wurde, gehörte der Versuch, die Migration der rumänischen Bevölkerung nach Westeuropa zu reduzieren, zumal die niedrigen Lebensstandards in den Städten dazu führten. „Wir haben wunderbare Unternehmen in unterschiedlichen Bereichen der Stadtentwicklung und wollten diese miteinander in Verbindung bringen“, erklärte Sebastian Metz. Das Motto der Konferenz sei auch deswegen gewählt worden, da „wir in einer Phase sind, in der die Resilienz der Städte gesteigert werden muss“, vor allem auf lokaler und regionaler Ebene.
Der Bürgermeister von Temeswar, Dominic Fritz, eröffnete das Forum und setzte damit das Signal, dass lokale Politik den städtischen Wandel aktiv gestalten möchte. „Eine der größten Herausforderungen für jede öffentliche Kommunalverwaltung ist es, den Fokus auf die Menschen zu behalten. Denn es gibt, wie in jeder Organisation, eine gewisse Trägheit, die einen von den Bürgern entfernt. Man arbeitet nach einer Zeit an Prozeduren, die nicht mehr den Fokus auf den Bürgern haben. Wir versuchen seit fünf Jahren, diesen Teufelskreis zu durchbrechen“, sagte der Temeswarer Bürgermeister. „Wir haben in den letzten fünf Jahren mehr als 350 Millionen Euro für viele Projekte herangezogen, in erster Linie für städtische Mobilität, aber auch für Schulen, neue Kindergärten, Brücken, usw.“, sagte Dominic Fritz. „Ein weiteres Problem, auf das wir bei dem Versuch, unsere Städte zu entwickeln, stoßen, ist die Kapazität, zu innovieren. Es ist schwer, in der Politik zu innovieren, denn das erfordert etwas, was nicht so populär ist. Zu innovieren heißt zu versuchen, zu verfehlen und dann zu verbessern, die bessere Variante zu bringen. Zu verfehlen ist leider nicht sehr einfach in einer politischen Welt, in der jede falsche Bewegung verfolgt und verurteilt wird“, sagte er.
Anwesend war auch die neue deutsche Konsulin in Temeswar, Anja Zougouari. „Deutschland und Rumänien verbindet eine tiefe, beständige Partnerschaft, die auf gegenseitigem Vertrauen, Respekt und dem gemeinsamen Engagement für Fortschritt beruht. Nirgends ist diese Partnerschaft so sichtbar wie in den Städten, wo Menschen, Unternehmen und Gemeinschaften zusammenarbeiten, um eine bessere, sauberere und smartere Zukunft zu gestalten“, sagte sie. „Das Thema dieser Konferenz bringt auf den Punkt, was wirklich zählt. Der Herzschlag der Städte sind nicht Gebäude oder Daten, sondern die Menschen“, fügte die deutsche Konsulin hinzu.
Die Schlussfolgerungen der neun Rundtischgespräche, die live oder online stattgefunden hatten, wurden anschließend vorgestellt. Dabei ging es um diverse Themen der Stadtentwicklung, darunter städtische Regeneration, Kreislaufwirtschaft, Gesetzgebung im Bauwesen, EU-Finanzierungen, Mobilität, Sicherheit, Digitalisierung und Tourismus.
Zu den Hauptrednern der „Cities of Tomorrow“-Konferenz in Temeswar gehörten unter anderem Prof. Vicente Carabias- Hütter (Schweiz), Experte für Smart Cities und Nachhaltige Energiesysteme, und Christian Nußmüller (Österreich), Fachmann für integrierte Stadtentwicklung und europäische Förderprogramme. Die inhaltlichen Schwerpunkte reichten von innovativem Stadtdesign („Smart Urbanism – Cities for People“) über Investitionsstrategien („Smart Investments, Smarter Cities”) bis hin zur Einbindung neuer Technologien wie IT, Datenanalyse und intelligenter Infrastruktur.
Am darauffolgenden Tag folgte der praxisorientierte Teil: Teilnehmer unternahmen Firmen- und Projektbesichtigungen in und um Temeswar. Themen waren etwa Digitalisierung und City Governance, urbane Regeneration, intelligente Investitionen sowie die Verbindung von Technologie, Wirtschaft und kulturellem Erbe.
Ein zentrales Anliegen war, wie Städte ihre Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität steigern können – durch Investitionen, Innovation und gute Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren. Dabei wurde betont, dass Stadtentwicklung nicht mehr nur Infrastruktur-Planung ist, sondern dass Partizipation, Digitalisierung und nachhaltiger Wandel Hand in Hand gehen müssten: So können etwa smarte Technologien helfen, Energieverbrauch, Abfallentsorgung und Mobilität effizienter zu gestalten.
Für Temeswar bedeutete die Ausrichtung dieser überregionalen Konferenz eine Profilierung als Standort für Innovation und zukunftsorientierte Stadtentwicklung – ein Zeichen, dass die Stadt Teil eines europäischen Netzwerks von Vorreiter-Kommunen sein will. Gleichzeitig bot die Veranstaltung lokalen Akteuren einen Zugang zu internationalen Best-Practice-Beispielen und Investoren und spiegelte zugleich einen übergreifenden Trend wider: Städte zählen heute zu den entscheidenden Akteuren, wenn es um Klimaschutz, digitale Transformation und gesellschaftliche Teilhabe geht.





