„Mit Meisen verreisen“

Comics-und Illustrationsausstellung im Deutschen Kulturzentrum Kronstadt

Die Comicbücher und Graphic Novels sind besonders bei Jugendlichen sehr beliebt
Foto: Juliane Rettschlag

Ein Buch, das sowohl Kinder als auch Erwachsene mögen werden: „Flosse, Fell und Federbett“ von Nadja Budde
Foto: Deutsches Kulturzentrum Kronstadt

Comics, Bildergeschichten, Manga und Graphic Novels – darum geht es in der neuesten Ausstellung des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt, die in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bukarest organisiert wurde. Die Ausstellung „Zeitgenössische Bilderbuchillustration und Comics aus Deutschland“ besteht aus zwei Teilen: einer Sammlung von 65 Bilderbuchillustrationen vom Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf und einer Bücherreihe mit Comics, die in den letzten Jahren in Deutschland veröffentlicht wurden. Die Aussage „Comics sind etwas für Kinder“ ist komplett falsch. Besonders Erwachsene lassen sich von den vielen farbenfrohen Bildern begeistern. Die phantasievollen Illustrationen und die lustigen Geschichten erinnern an die Kindheit. Die Ausstellung umfasst nicht nur die Bilder an den Wänden. Man kann auch die Bücher, in denen die Bilder erschienen sind, durchblättern. In den sehr verschiedenartigen Zeichnungen der dreizehn deutschen Comic-Autoren, verschmilzt oft die Grenze zwischen dem Irrealen und der Wirklichkeit. Es tauchen Superhelden, schreckliche Monster, aber auch ganz normale Menschen auf.

Die Geschichte der deutschen Comics geht zurück bis in Zeit von Johann Wolfgang von Goethe, der im Jahr 1830 die sequenziellen Bildgeschichten des Genfer Schulmeisters Rodolphe Töpffer sah und diesen zur Publikation der Zeichnungen ermutigte. Heute gilt Töpffer als einer der ersten Comiczeichner. Seinem Beispiel sind Hunderte von Künstlern gefolgt, und heute kann man sagen, dass Deutschland eine Comic-Tradition hat. Die heutigen Bilder der autobiografischen oder surrealistischen, historischen oder fantastischen Erzählungen entstanden per Computer oder Schabkarton, mit Bleistift, Tusche oder Zeichenkohle.

Spiele mit Sprache und Bild

Es macht großen Spaß, die illustrierten Bücher durchzublättern. In „Warum wir in der Stadt wohnen“ (Jutta Bauer) entdeckt man immer wieder kleine Details in den Zeichnungen: eine nackte Frau, die sich auf einem Dach sonnt, einen Mann, der im Kino schläft, eine Katze in einem Auto. Laut eigenen Aussagen hat die Künstlerin drei Jahre gebraucht, um den Text von Peter Stamm zu illustrieren. Eines der lustigsten Bücher, die an die Kindheit erinnern und mit der Sprache spielen, ist „Flosse, Fell und Federbett“ (Text und Zeichnungen: Nadja Budde). Es handelt sich laut Autorin, um „ein Einschlafbuch, in dem es im schnellen Tempo darum geht, die Kinder durch eine Menge an Tieren an immer neuen Situationen und Reimen zu ermüden“. In dem bunten Buch aus Pappe erfährt man, wie es ist, mit Schaben zu traben, mit Mopsen zu hopsen, mit Meisen zu verreisen oder mit Hummern zu schlummern. Während es bei Jutta Bauer oder Nadja Budde um den Alltag der modernen Kinder geht, zeigen andere Illustrationen eine Märchenwelt mit phantastischen Gestalten (Klaus Ensikat, Nikolaus Heidelbach, Katja Wehner). Andere Werke wiederum stellen aus Collagen eine bizarre Fantasiewelt her (Wolf Erlbruch). Es geht unter anderem darum, Ängste zu überwinden. In „Mitten in der Nacht” erzählt Jacky Gleich von der Angst vor Dunkelheit, die viele Kinder überkommt, wenn im Zimmer das Licht ausgeschaltet wird.

Die Künstlerin gab diesen Ängsten eine Gestalt, in der Hoffnung, dass es Kindern dabei hilft, die Panik loszuwerden, indem sie sich mitfürchten oder darüber lachen. Ebenfalls um Ängste geht es in „Rosi in der Geisterbahn“, einem Buch, in dem der Illustrator Philip Waechter eine Geschichte über einen selbstbewussten Hasen und eine Vielzahl unheimlicher Monster erzählt. In „Rutti Berg, die Bäuerin, wär so gerne Königin“ schildert Sybille Hein mittels Text und Bild das Leben einer ganz normalen Frau und wie schwierig es ist, das Glück zu finden. Während die Hauptfigur aus „Rutti Berg“ ein gewöhnlicher Mensch ist, gibt es bei Janosch einen Mäusesheriff, einem Helden mit Super-Kräften. In „Schwi-Schwa-Schweinehund“ von Karoline Kehr ist die Hauptfigur „die knurrende Stimme in uns, die immer dann zu hören ist, wenn die Pflicht ruft“. Die Illustrationen für diese Bildergeschichte sind mit Hilfe der Modelltechnik entstanden. Die Künstlerin baute dreidimensionale Kulissen, machte Fotos von den räumlichen Modellen und malte die Fotos anschließend mit Akrylfarbe an.

Traumnovelle als Graphik-Novel

Neben der Bilderbuch-Ausstellung gibt es im Deutschen Kulturzentrum noch eine Comicbuch-Ausstellung zu sehen. Die Bücherreihe umfasst 25 Comics, die zwischen 2007 und 2012 in Deutschland veröffentlicht wurden, mit Autoren wie z. B. Anke Feuchtenberger, Henning Wagenbreth, Flix, Mawil oder Scharwel. Die Themen sind besonders spannend. Es geht um die erste Liebe, die Teenager-Zeit oder um eine postapokalyptische Welt, die von Zombies regiert wird. Besonders lesenswert ist die Literaturadaptation von Jacob Hinrich nach der „Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler. Der Graphic Novel wurde auch der komplette Originaltext angehängt. Die Bücher kann man nicht ausborgen, dafür kann man sie im Kulturzentrum lesen. Die Ausstellung im Deutschen Kulturzentrum Kronstadt kann noch bis zum 6. Februar (Comicsbuch-Ausstellung), bzw. bis zum 28. Februar (Illustrationsausstellung), montags bis freitags zwischen 11 und 16 Uhr, besucht werden.