Siedlungswasserarbeiten unterbrochen

Möglicherweise mittelalterlichen Tunnel durch Zufall entdeckt

Die Ruinen des Kastells von Valeapai, aus dem ehemaligen Innenhof gesehen, wo sich einst der Park befand. Foto: Sebastian Danciu

In dem an der alten Poststraße von Bokschan nach Lugosch gelegenen Weiler Valeapai (auf der Marsiglischen Banatkarte: „Valle Pay“), Gemeinde Ramna, ist vor etwa einem Monat bei Siedlungswasserarbeiten ein aus Brennziegeln gemauerter, rund 70 cm breiter und 120 cm hoher gewölbter Tunnel entdeckt worden. Der Tunnel führe von den Ruinen des im Ortszentrum, gegenüber der orthodoxen Kirche, gelegenen „Kastells“ bis zur östlich davon gelegenen Mühle am Ufer des Pogoniș-Bachs, so besagen die Ortslegenden. Ein Abschnitt von über 300 Metern ist intakt vorgefunden worden, also immerhin etwa ein Drittel der Strecke.

In Valeapai und in der Gemeinde Ramna wird eine Wasserleitung eingeführt. Als die Direktion für Kultur und Kulturgut ihre obligatorisch einzuholende Genehmigung zu den Siedlungswasserarbeiten erteilte, war daran eine Klausel geknüpft: Die Gemeindeleitung hätte auch von den Archäologen des Museums des Banater Montangebiets (MBM) eine archäologische Unbedenklichkeitsbescheinigung einholen müssen, die besagt, dass der Boden „archäologisch entlastet“ ist. Das tat aber die Gemeindeleitung unter Bürgermeisterin Magdalena Ciurea (PNL, mit in jüngster Vergangenheit offen bekundeten PSD-Sympathien) nicht. Als die Bauarbeiter die Reste des Tunnels freilegten, trug das der Bürgermeisterin seitens der Kulturdirektion eine Geldstrafe ein. Die Arbeiten sind unterbrochen, bis die Archäologen aus Reschitza den Zufallsfund unter die Lupe nehmen und – endlich – der Ortslegende von der Existenz dieses Tunnels nachgehen konnten, die ihnen vor Jahrzehnten von Ortsbewohnern und einem der früheren Schuldirektoren von Valeapai, dem geschichts- und folklore-interessierten Lehrer Dorel Teodorescu, zur Kenntnis gebracht worden war. Heute gibt es im Weiler keine Schule mehr, die wenigen Kinder werden mit einem Schulbus nach Ramna gebracht.
Bürgermeisterin Magdalena Valeria Ciurea weist hinsichtlich der Frage, wieso die Siedlungswasserarbeiten nun schon seit vier Wochen unterbrochen sind, jede Schuld von sich: „Nach der Freilegung des Tunneleingangs habe ich alle Papiere zum Vertragsabschluss mit dem Reschitzaer Museum dorthin hingeschickt – aber bis zur Stunde weder eine Antwort bekommen noch Archäologen vor Ort gesehen. Im dem Augenblick, wo das Museum den Vertrag dazu unterzeichnet, können die Siedlungswasserarbeiten wieder aufgenommen werden.“

Das Prozedere ist allerdings in Wirklichkeit etwas umständlicher: Zunächst müssen die zuständigen Archäologen ihre Expertise schriftlich vorlegen. Diese gelangt zum Auftraggeber, der Gemeindeleitung aus Ramna, und an die Direktion für Kultur und Kulturgut in Reschitza und muss von dieser der Landeskommission für Archäologie in Bukarest vorgelegt werden. Erst wenn die Expertise der Reschitzaer Archäologen von dieser Kommission bestätigt ist, können die Siedlungswasserarbeiten fortgesetzt werden.

Das „Kastell“ im Ortszentrum von Valeapai war ursprünglich ein barocker, von italienischen Bauleuten errichteter Herrensitz aus dem 17. Jahrhundert, der ab dem 18. Jahrhundert dokumentarisch nachweisbar den Rittern von Athanasijevic gehört hatte. Im 19. Jahrhundert verkauften die Athanasijevic den Herrensitz an einen Zweig der Familie Riesz, reiche Banater Schwaben aus Großsanktnikolaus, worauf sich eine intensive Beziehung zwischen den wohlhabenden schwäbischen Bauern aus Großsanktnikolaus und den mit ihnen verwandten und/oder befreundeten Riesz aus Valeapai entwickelte (z. B. kamen die Schwaben aus der Ebene im Winter nach Valeapai zur Jagd – in der Nähe befindet sich heute das Jagdrevier von Iersig, das von Ion Țiriac betrieben wird und bezüglich Wildschweingemetzel jedes Mal mit dem im Bihor gelegenen Țiriac’schen Jagdrevier Balc konkurriert...).

Nach der Verstaatlichung am 6. März 1946 gestatteten die Kommunisten der Familie Riesz, im Gesindehaus an der Nordwestecke des Grundstücks des Kastells zu wohnen (der Zweig ist inzwischen ausgestorben), während bis zur Verwaltungsreform von 1965 (als das Gemeindezentrum von Valeapai nach Ramna verlegt wurde) im Kastell allerlei Gemeindeinstitutionen untergebracht waren (Gemeinschaftsküche – auch fürs Schulinternat, Sitz der Gemeindehebamme, Kindergarten, Unterkunft für Saisonarbeiter der Kollektivwirtschaft, später die LPG, usw.). Das war auch die Zeit, während der nahezu die komplette Originaleinrichtung des Kastells „verschwunden“ ist – bis auf einige wenige Gemälde (u. a. auch von Grigorescu, besagt zumindest die Ortslegende). „Verschwunden“ sind auch herrliche barocke Kachelöfen und wertvolle Möbel, oder das von Kunstschmieden gearbeitete Geländer der Innentreppe, die zum ersten Stock führte. Die Bäume im Parks rund um das Kastell wurden gefällt, und auch ein Grab eines früh verstorbenen Riesz-Sprösslings, das sich im Park auf dem Gelände befand, ist zerstört worden und heute nicht mehr auszumachen, ebenso wenig wie der Eiskeller, der einst das ganze Dorf versorgt hat.

Das Kastell von Valeapai ist während der Nutzung durch die neuen Besitzer nie renoviert und nach 1965 seinem Schicksal überlassen worden. Heute stehen davon nur noch einige bereits stark zersprungene Mauern mit neoklassizistischen Fensterumrahmungen (von einer Renovierung im 19. Jahrhundert) und ein von der Straße aus noch zugänglicher Teil des Gewölbekellers, wo eine der Riesz, von den Kommunisten geduldet, ihre letzten Tage verbringen durfte.