Aufgrund der atemberaubend schönen historischen Altstadt, gepaart mit einer kreativen Szene, aber vor allem auch wegen der Ausstrahlung und der Begeisterungsfähigkeit der Menschen, die man spürt, ist Košice einen Besuch wert. Die als wirtschaftliches und industrielles Zentrum bekannte Stadt ist mit ihren rund 240.000 Einwohnern nach Bratislava die zweitgrößte in der Slowakei. 2013 war sie neben Marseille eine der Kulturhauptstädte Europas.
Košice braucht sich keineswegs hinter der Hauptstadt Bratislava zu verstecken. Wer sich vom massiven Ring der Plattenbauten, der die malerischen Altstadt umgibt, nicht abschrecken lässt, kommt in den Genuss des habsburgischen Flairs, das man im Zentrum an jeder Ecke spüren kann. In der Stadt befindet sich zudem das größte denkmalgeschützte Stadtgebiet des Landes. Aufgrund seiner Lage unweit mehrerer Naturparks ist Košice auch als Startpunkt für Wanderer und Naturliebhaber ein Geheimtipp.
Eine der längsten Flaniermeilen Osteuropas
Spaziert man von Süden aus ins Zentrum, so erkennt man Straßenbahnschienen, auf denen jedoch längst keine Bahn mehr fährt, weil die gesamte Altstadt zur Fußgängerzone erklärt wurde. Prachtvolle Bürgerhäuser und Palais mit farblich eindrucksvollen Fassaden säumen die Straße. Man streift an gemütlichen Cafés, Restaurants und Boutiquen vorbei – ein Zeichen, dass man sich auf der Hlavná ulica befindet. Die breite Flaniermeile gehört mit einer Länge von etwa 1,3 Kilometern zu den längsten Fußgängerzonen Osteuropas. Sie bildete im Mittelalter auch den Haupt- und Marktplatz der Stadt. Folgt man ihr, so begibt man sich auf eine historische Zeitreise. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Attraktionen liegen auf der Hlavná ulica oder lassen sich über kleine Seitenstraßen erreichen.
Nach einigen Metern erblickt man schon einen vor allem in den wärmeren Monaten beliebten Platz in der Fußgängerzone. Der „Park der singenden Fontänen“ lädt zum Sitzen, Schauen und Musikhören ein. Alt und jung tummelt sich hier, um das Wasserspiel zu betrachten. Von dort hat man einen guten Blick auf ein imposantes Gebäude: das Staatstheater, welches 1945 gegründet wurde. Es besteht aus drei Ensembles: Drama, Oper und Ballett. Das Gebäude wurde 1897 bis 1899 im Neubarockstil mit sezessionistischen Elementen errichtet.
In der Hlavná ulica entdeckt man unter den zahlreichen Prachthäusern auch das 1779 erbaute historische Rathaus der Stadt. Absoluter Hingucker sind die barocken Statuen auf dem Dach. Bei genauerer Betrachtung entdeckt man einen ehemaligen König, die Göttin der Gerechtigkeit sowie einen römischen Soldaten. An der Frontseite des Hauses ist das Wappen der Stadt eingearbeitet. Nachdem es viele Jahre als Bibliothek genutzt wurde, ist heute ein Besucherzentrum dort untergebracht.
Als nächstes sticht einem sofort die Dominante der Altstadt ins Auge: Der imposante gotische St. Elisabeth-Dom mit seinem 59 Meter hohen Sigismund-Turm, von dem man eine tolle Aussicht auf die Stadt hat, ist die älteste Kirche der Slowakei. Der fünfschiffige Sakralbau wurde in mehreren Etappen von etwa 1380 bis 1508 errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche im puristischen Stil restauriert und saniert. Seit 1995 dient der Dom als Kathedralkirche des Erzbistums Košice.
Gleich dahinter befindet sich die Michaels-Kirche. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts konstruiert und fungierte als Grabkapelle des Doms.
In unmittelbarer Nähe befindet sich auch der Urban-Turm. Der Glockenturm entstand durch den Umbau des ursprünglich gotischen Turms im 14. Jahrhundert. 1628 wurde der Turm im Renaissancestil erneut umgebaut. In den Jahren 1911 bis 1912, 1943 bis 1944 und im Jahr 1947 wurde zum Turm ein Arkadengang gebaut. In die Außenmauer setzte man insgesamt 36 Grabsteine ein, die aus dem 14. bis 17. Jahrhundert stammen. Nach einem schweren Brand im Jahre 1966 wurde die sieben Tonnen schwere Glocke wieder zusammengesetzt und vor dem Turm platziert, wo sie auch heute noch zu sehen ist. Zusammen mit dem St. Elisabeths-Dom und der Michaels-Kirche wurde der Urban-Turm im Jahr 1970 zum Nationaldenkmal der Slowakei erklärt.
Etwas östlich vom Dom kann man das sehenswerte gotische „Jakob Palais“ entdecken. Dabei handelt es sich um ein wirklich schönes Gebäude, welches 1899 vom Baumeister Arpád Jakab gebaut wurde. Er nutze dieses als Privathaus. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Palast dann der Sitz des Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik, Eduard Beneš. Der Palast lässt sich schon aus der Ferne an seinen grünen Dächern und Spitzen erkennen.
Vom Roma-Theater bis zur staatlichen Philharmonie
Neben dem Staatstheater mit seinen drei Ensembles hat Košice ein interessantes und breit diversifiziertes Kulturangebot. Wer also bei seiner Städtereise Lust auf Theater, Museen oder auch klassische Musik verspürt, wird hier sicher fündig.
Nur unweit der Fußgängerzone, ein paar Gassen weiter vor dem Eingang zum Stadtpark, befindet sich auf der linken Seite das Theater „Romathan-Romaland“. Als erstes professionell betriebenes Roma-Theater in der Slowakei präsentiert es seit 1992 klassische und zeitgenössische Bühnenstücke in Romani und in slowakischer Sprache. Mit dem Marionettentheater (Bábkové di-vadlo), dem Altstadt-Theater (Staromestské divadlo) sowie dem ungarischsprachigen Theater „Thália“ verfügt die Stadt über weitere Schauspielhäuser.
Des Weiteren findet man in der zweitgrößten Stadt der Slowakei auch mehrere besuchenswerte Museen. Dazu gehört das Ostslowakische Museum, welches 1872 als Oberungarisches Museum gegründet wurde, sowie das Technische Slowakische Museum, dass auch ein Planetarium beherbergt. In der regionalen Ostslowakischen Galerie, die 1951 eröffnet wurde, kann man Kunst der heutigen Slowakei sehen.
Für Liebhaber klassischer Musik ist die Staatliche Slowakische Philharmonie (Štátna filharmónia Košice) im Haus der Künste (Dom umenia) einen Besuch wert.
Kulinarische Highlights im Stadtpark
Am östlichen Rand der Altstadt befindet sich der etwa elf Hektar große Stadtpark aus dem 18. Jahrhundert. Seit 2009 dient er jedes Jahr im Juni als große Bühne für das dreitägige Gurmán-Fest. Dabei handelt es sich um ein außergewöhnliches Food Festival, das unter Beteiligung vieler regionaler Restaurants, internationaler Chefköche und Sommeliers unter freiem Himmel stattfindet. Sich umschauen, kulinarisch durchprobieren und genießen sind hier Pflicht. Bezahlt wird mit dem „Gurmán“, einer eigens für das Festival ins Leben gerufenen Währung, die beim Eintritt gegen Euros eingetauscht werden kann. Auf Bänken oder gemütlich auf der Wiese sitzend kann man typische kulinarische Spezialitäten genießen: Bryndzove halušky (Brimsennockerln), süße oder pikante Parené buchty (Dampfnudeln) oder Palacinky (Palatschinken) mit Marmeladenfüllung.
Ausflug zur Märchenkulisse „Zipser Burg“
Nur etwa 50 Minuten nordwestlich von Košice entfernt bietet sich die „Zipser Burg“ (Spišský hrad) für einen Ausflug an. Sie diente bereits als Kulisse für Fantasy- und Märchenfilme. Die alte Ruine – eine der größten Burganlagen in ganz Mitteleuropa – thront auf einem 630 Meter hohen Hügel. Laut Guinness-Buch der Rekorde soll nur die Prager Burg größer sein. Die Ausdehnung des Burggeländes umfasst über vier Hektar. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg stammt aus dem Jahr 1120. Sie diente einige Jahrhunderte als Sitz des Zipser Gespans, woher sie auch ihren Namen hat. 1993 wurde die Burgruine in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Am Fuße der Burg gibt es einen Parkplatz, von dem aus man die Ruine erklimmen kann.
Naturparks, Wandern und Abenteuer
Nach einer ausgiebigen Stadterkundung kann man Košice auch als Startbasis für einen Ausflug ins Umland nutzen. Nur etwa 40 Kilometer südwestlich befindet sich der Nationalpark „Slowakischer Karst“, der mit einer der schönsten Landschaften der Slowakei aufwarten kann. Will man dort die geheimnisvollen Tiefen der Erde erkunden, muss man hinunter in den Karst und seine vielen Höhlen. Am östlichen Teil des slowakischen Karsts liegt das Zádielska-Tal. Nach rund 45 Minuten auf einem teilweise steil nach oben führenden Weg erreicht man ein Plateau, das mit einem wunderbarem Ausblick ins Tal belohnt. Der Weg dorthin ist nicht einfach. Das unwegsame, dicht bewachsene Gelände kann herausfordernd sein, leicht kann man die Orientierung verlieren. Eine geführte Wanderung ist daher empfehlenswert. Im Winter kann es hier auch Temperaturen von minus 30 Grad geben.
Die Domica-Höhle, die ebenfalls zum UNESCO-Welterbe gehört, ist Teil des länderübergreifenden Höhlensystems zwischen der Slowakei und Ungarn und wegen ihrer besonderen Schönheit einen Besuch wert. Sie ist die größte bekannte Höhle des Slowakischen Karsts und eine von über 6000 Höhlen im Land. Zwei Bäche, Styx und Domický potok, zeichnen für die Innengestaltung verantwortlich. Sie schufen dank ihrer Wasserkraft wunderschöne Sinterfahnen, Steinsäulen, zwiebelförmige Stalaktiten, pagodenförmige Stalagmiten und großzügige Dome und Seen. Das „Römische Bad“, ein Gebilde von Kaskadenseen im Majkov-Dom, findet bei den meisten Besuchern – neben der Bootsfahrt auf dem Styx – die wohl größte Bewunderung.