Nur 23 Urlaubstage und die Feiertage sind viel zu wenig, wenn man gerne reist. Doch manchmal lohnt es sich, auch für einen kurzen Wochenendtrip ins Flugzeug zu steigen und eine neue Stadt kennenzulernen. Was kann man tun, wenn man nur einen einzigen Tag zur Verfügung hat, um eine Stadt zu besuchen? Die Antwort ist: Man kann sehr vieles an einem einzigen Tag tun. Wenn man wenig Zeit zur Verfügung hat, nutzt man sie besser. Hier zwei Tipps für sehr kurze Aufenthalte in Neapel und Helsinki. Zwei Hafenstädte in Europa, die verschiedener nicht sein könnten.
Ein Tag in Neapel
Vedi Napoli e poi muori – das ist ein Wortspiel der Italiener, denn Muori ist eine kleine Stadt hinter Neapel. Gleichzeitig bedeutet muori: sterben. Neapel in seiner Schönheit und Pracht erlebt zu haben, kann von nichts im späteren Leben eines Menschen mehr übertroffen werden. Kann man das an einem einzigen Tag machen?
Frühstück mit Stil im Gambrinus: Der Tag kann im Literatencafe Gambrinus auf der Piazza Trieste e Trento beginnen. Hier haben Schriftsteller wie Oscar Wilde, Ernest Hemingway oder Jean Paul Sartre verkehrt. Das stilvolle Lokal, in dem die Kellner Fliegen und Smoking tragen, blickt auf 150 Jahre Geschichte zurück. Drinnen staunt man dauernd: die Wände im eleganten Stil der Belle Époque sind mit kunstvollen Malereien dekoriert, glitzernde Kandelaber hängen von den hohen Decken, das Geschirr ist aus wertvoller napoletanischen Produktion. Der Kaffee schmeckt hervorragend.
Über den Dächern von Neapel: Nach dem Frühstück lohnt sich, besonders bei gutem Wetter, ein Spaziergang bis zur Festung Sant’Elmo. Sie liegt hoch oben auf dem Vomerohügel und ist eines der Wahrzeichen Neapels. Von oben hat man einen atemberaubenden Blick auf die Altstadt, den Vesuv und das Meer.
Auf der Shopping-Meile flanieren: Ein wenig Shopping schadet nicht. Am besten, man beginnt von der Piazza Dante und schlendert auf der Haupteinkaufsstraße Via Toledo bis zur Piazza del Plebiscito. Das Angebot reicht von einfachen Souvenirshops bis hin zu edlen Mode-Boutiquen. Besonders zu empfehlen sind die Second-Hand-Läden mit Markenkleidung aus den 70er, 80er und 90er Jahren. Wer Geduld hat, findet sicher wahre Schätze.
Altstadt, Pizza Fritta und Maradona: Das Schönste an Neapel ist vielleicht seine lebendige Altstadt. Von der Piazza del Gesů Nuovo bis zur Via Duomo quert die Straße Spaccanapoli das historische und älteste Viertel der Stadt. Ein Labyrinth aus schmalen und dunklen Straßen, prächtige Paläste, belebte Plätze, bunte Scooter, alte Häuser, Boutiquen, Bars, Restaurants. Eine Pizza an ihrem Geburtsort zu essen sollte man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. Und wo sonst soll man eine Pizza genießen als in der Altstadt? Vielleicht sogar eine Pizza Fritta (Frittierte Pizza mit Füllung), ein Snack, der bei den Bewohnern der Stadt Kultstatus hat. Für 3 oder 4 Euro hat man ein leckeres Mittagessen.
Während man in der faszinierenden Altstadt spazieren geht, bemerkt man an jeder zweiten Hausfassade oder Tür ein Portrait oder einen Mini-Altar des legendären Fußballers Diego Armando Maradona, der eine Art Stadtheiliger Neapels ist. In der berühmten Bar Nilo kann man sogar ein echtes Haupthaar des 2020 verstorbenen Fußballers bewundern, hinter Glas aufbewahrt. Direkt vor der Bar liegt ein moderner Maradona-Tempel unter freiem Himmel, wo man ein riesiges Wandgemälde des Weltstars bestaunen kann. Hier gibt es auch Trikots und Kühlschrankmagnete mit dem Fußballer zu kaufen.
Abend am Hafen: Der Hafen von Neapel ist einer der größten Seehäfen Europas und gehört zu den verkehrsreichsten Knotenpunkten für Schiffverkehr in Italien. Nach einem Spaziergang auf der Hafenpromenade kann man den Abend in einem der vielen Fisch- und Meeresfrüchte-Restaurants ausklingen lassen. Besonders zu empfehlen sind „Spaghetti alle vongole“ (Spagetti mit frischen Muscheln). Dazu passt Weißwein.
Das Neapel-Souvenir: Wer zum ersten Mal durch Neapel spaziert, wird sich fragen, welche Bedeutung die roten Souvenirs in Form eines Paprika haben, die man in allen möglichen Größen an allen Straßenecken findet. Das Cornicello (Hörnchen), auf Neapolitanisch „o curniciello”, auch „Glückshörnchen“, ist ein Gegenstand mit abergläubischer und apotropäischer Bedeutung und blickt auf eine sehr alte Tradition zurück. In Neapel wurde es schon immer dazu benutzt, um sich vor dem bösen Blick und negativen Einflüssen zu schützen. Mit Sicherheit ein interessantes Mitbringsel.
Ein Tag in Helsinki
Wenn es dunkel wird in Helsinki (im Winter passiert das schon um drei Uhr nachmittags), der weiße Dom und der Präsidentenpalast in hellem Licht erstrahlen und grüne Straßenbahnen am Hafen vorbeifahren, fühlt man sich, als ob man mitten in der Kulisse einer nordischen Krimi-Serie gelandet wäre. In der finnischen Haupstadt mag es kalt und düster sein, trotzdem ist Helsinki ein spannendes Reiseziel, auch dann, wenn man nur wenig Zeit zur Verfügung hat.
Sauna für einen guten Start in den Tag: Fragt man die Stadtbewohner, was man unbedingt in Helsinki tun sollte, lautet immer die erste Empfehlung: in die Sauna gehen! Die beste Wahl ist mit Sicherheit eine der öffentlichen Saunas auf der Uferpromenade im Hafen. Im Allas Sea Pool gibt es Saunen, Freibäder, ein schwimmendes Deck sowie ein Erholungszentrum. Zwei der drei Pools im Freien sind das ganze Jahr geöffnet. In einem der Becken kann man in gefiltertem Meerwasser schwimmen, im Süßwasserpool beträgt die Temperatur 27 Grad. Vom Pool aus kann man das bunte Treiben auf man den Marktplatz beobachten.
Souvenirs und Lachssuppe am Marktplatz: Nach ein paar Stunden Sauna und Schwimmen braucht man sicherlich eine Stärkung. Bevor man zu seinem nächsten Ziel aufbricht, kann man eine leckere Lachssuppe an einem der Stände auf dem Marktplatz neben dem Hafen genießen. Hier gibt es auch schöne, aus Holz geschnitzte Souvenirs und die schönsten Rentier-Kühlschrankmagneten in Helsinki.
Ein Besuch auf Suomenlinna: Die zweite Empfehlung der Stadtbewohner ist immer ein Ausflug auf die Festungsinsel Suomenlinna, vom Hafen in Helsinki in etwa 15 Minuten Fahrt mit der Fähre (4,5 Euro) erreichbar. Die Festung steht auf insgesamt fünf Inseln, die über Brücken oder Wälle miteinander verbunden sind und sich hervorragend zu Fuß erkunden lassen. Direkt am Fähranleger kann man sich im Besucherzentrum über die Geschichte informieren. Danach kann man einfach eine Route wählen, auf der man wandern will. Die Insel beherbergt mehrere Museen (Zollmuseum, Spielzeugmuseum, Soumenlinna-Museum, wo man mehr über die Geschichte der Insel erfährt). Die schönsten Orte der Insel entdeckt man auf den einsamen Pfaden direkt am Wasser.
Café Engel: Zurück in Helsinki, kann man im Café Engel in der Nähe des Domes sehr köstlich und günstig zu Abend essen. Das Rentier-Steak ist besonders zu empfehlen, auch die Desserts schmecken gut. Wer einen Tisch direkt am Fenster erwischt, kann dem bunten Treiben auf der Straße zuschauen.
Pullover-Shopping im Stockmann: Ein schönes Souvenir aus Helsinki (das nicht gerade günstig ist) sind finnische Strickpullover mit Muster oder Schals und Kappen. Die vielen Geschäfte im Zentrum sind voll davon. Und auch das Kaufhaus Stockmann, das einen Besuch wert ist, auch wenn man nichts kauft.
Karaoke-Bar: Den Abend kann man in der Wallis Karaoke Bar ausklingen lassen. Ein kleines Bier kostet zwar 8 Euro, aber immerhin.
Das Helsinki-Souvenir: Fast in jedem Laden oder Café sieht man weiße, nilpferdartige Wesen. Als leuchtende Statuen und Plüschtiere, auf den Kaffeetassen, auf Regenschirmen, auf Servietten und Bonbontüten. Es handelt sich um Mumins, Fabelwesen, die von der finnischen Schriftstellerin Tove Jannsson erfunden wurden. Die Mumin-Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und die lustigen weißen Wesen sind ein nettes Souvenir aus Finnland. Ein absoluter Geheimtipp: die Schoko-Minze-Mumin-Bonbons für 4 Euro die Tüte, die man im Fazer-Cafe findet.