Wie lebten Menschen, als Mammuts noch durch die Puszta zogen? Welche Werkzeuge halfen ihnen, in einer Welt aus Eis zu überleben? Und wie sah der Alltag in einer Zeit aus, in der die Natur über Leben und Tod entschied? Antworten auf diese Fragen gibt derzeit das Móra-Ferenc-Museum in Szeged, das mit der großangelegten Ausstellung „A jégkori ember“ („Der Mensch in der Eiszeit“) eine der eindrucksvollsten kulturhistorischen Präsentationen des Jahres zeigt. Mit dieser Ausstellung gelingt dem Szegeder Museum ein eindrucksvoller Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Ausstellung zeigt, dass archäologische Geschichte keineswegs verstaubt sein muss, sondern voller Leben, Klang und Bewegung steckt.
Gleich im Eingangsbereich des Móra-Ferenc-Museums am Roosevelt tér zieht ein lebensgroßes Mammutmodell, umgeben von Soundeffekten und Lichtelementen, wie ein Magnet Besucher an. Vor allem Kinder sind fasziniert – und schon ist die Neugierde geweckt: Was mag wohl im Museum zu sehen sein? Wie eine Tür zu einer Zeitmaschine wirkt der Eingang. Nur einen Atemzug entfernt und schon betritt man die Welt der Eiszeit.
Seit Mai 2025 strömen Besucher in das traditionsreiche Museum in Szeged, um in die geheimnisvolle Welt des Paläolithikums einzutauchen. Mehr als 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind der Zeit gewidmet, in der unsere frühen Vorfahren mit Mammuts, Wollnashörnern und Höhlenbären die karge Landschaft Europas teilten. Bereits im Sommer wurde die Schau zum Publikumsmagneten: Über 50.000 Besucherinnen und Besucher zählte das Museum bis Ende August – ein Rekord in der jüngeren Geschichte des Hauses.
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit Ar-chäologen, Paläontologen und Museumspädagogen entwickelt und kombiniert wissenschaftliche Präzision mit emotionaler Ansprache. Seit Anfang Mai zeigt das Móra-Museum die Ausstellung „Eiszeitmensch“, in der Artefakte aus der Zeit vor 10.000 bis 40.000 Jahren präsentiert werden, darunter Steinwerkzeuge, Rentier- und Elchknochen, die in Frankreich und Ungarn gefunden wurden. Die Ausstellung hat schon mehr als 12.000 Besucher angezogen. Von den lebensgroßen Skelettrekonstruktionen aus China ist das Mammut mit einer Länge von über 7,5 Metern das größte, aber auch das Skelett eines Wollnashorns wirkt mit einer Länge von vier Metern riesig. Hinzu kommen die Skelette eines Säbelzahntigers, eines Riesenfaultiers und eines Höhlenbären. Aber auch andere lebensgroße Tierrekonstruktionen wirken äußerst beeindruckend.
Im Inneren führen interaktive Stationen durch Themenbereiche wie Leben im Clan, Werkzeuge und Jagdtechniken, Kunst der Frühmenschen oder das Klima der letzten Kaltzeit. Beson-ders beliebt ist der sogenannte Kälteraum, in dem Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt herrschen. Dort können Gäste spüren, wie sich das Klima jener Epoche anfühlte – ein Erlebnis, das Erwachsene wie Kinder gleichermaßen beeindruckt. „Unser Ziel war, Geschichte begreifbar zu machen – im wahrsten Sinne des Wortes. Wir wollten, dass die Besucher nicht nur Objekte sehen, sondern erleben, wie eng Überleben und Erfindungsgeist damals miteinander verbunden waren.“, sagte die Museumsleiterin Katalin Tóth der ungarischen Presse.
Kunstwerke aus Stein und Knochen
Neben den großformatigen Installationen zeigt das Museum eine beeindruckende Sammlung archäologischer Funde: Feuersteinwerkzeuge, Schmuckstücke aus Tierzähnen, Nadeln aus Knochen und detailreiche Nachbildungen von Höhlenmalereien. Viele der Exponate stammen aus ungarischen Grabungsstätten – darunter Fundorte im Mecsek-Gebirge und entlang der Theiß.
Ein Highlight ist die Rekonstruktion einer Eiszeitfamilie, basierend auf aktuellen anthropologischen Daten. Ihre Gesichter, modelliert mit modernster 3D-Technik, wirken erstaunlich lebendig – fast so, als wollten sie den Besucher gleich ansprechen.
Die Ausstellung richtet sich nicht nur an Wissenschaftsinteressierte, sondern bewusst auch an Schulklassen und Familien. Workshops für Kinder erklären spielerisch, wie man Feuer ohne Streichhölzer entfacht oder wie die ersten Menschen Farben für ihre Höhlenmalereien herstellten. „Wir wollen Begeisterung für Geschichte wecken – jenseits trockener Lehrbücher. Die Eiszeit war kein graues Zeitalter des Überlebenskampfes, sondern eine Epoche voller Kreativität und Anpassungsfähigkeit“, sagte auch Kurator László Farkas in der ungarischen Presse.
Internationale Aufmerksamkeit
„Der Mensch in der Eiszeit“ ist Teil einer größeren Museumsinitiative, mit der Szeged sich kulturell stärker international positionieren möchte. Die Schau ist zweisprachig – Ungarisch und Englisch – gestaltet und zieht zunehmend auch Touristen aus dem Ausland an, so wie Rumänen, denn die ungarische Stadt Szeged liegt rund 150 Kilometer von Temeswar/Timi{oara, rund 180 Kilometer von Großwardein/Oradea und knapp über 100 Kilometer entfernt von Arad. Kooperationen mit Museen in Wien, Bratislava und München sind bereits in Planung.
Die Ausstellung bleibt bis zum 10. Januar 2026 im Móra-Ferenc-Museum, Roosevelt tér 1–3, Szeged zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Sonntag, jeweils 10 bis 18 Uhr. An Feiertagen oder bei Veranstaltungen können Sonderregelungen gelten.
Eine Karte kostet für einen vollen Eintritt 4490 HUF (ungarische Forint) für den Besuch der Ausstellungen, ermäßigt (Studierende, Rentner): 2690 HUF. Eine Familienkarte (zwei Eltern, zwei Kinder unter 18) kostet 11.990 HUF. Ein Kombi-Ticket (für mehrere Ausstellungsorte des Museums) beträgt 6290 HUF Vollpreis, 3790 HUF ermäßigt. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt. Die Bezahlung ist mit Bargeld (ungarische Forint), Bankkarte oder Széchenyi-Erholungskarte (SZÉP-Karte) möglich. Die Eintrittskarten können auch online gekauft werden. Innerhalb des Museums gibt es auch die Möglichkeit, an organisierten Führungen teilzunehmen. Eine Anmeldung ist dafür erforderlich.
Das Móra-Ferenc-Múzeum
Das Móra-Ferenc-Múzeum verbindet Architektur, Stadtgeschichte, Naturwissenschaft und Volkskultur auf eindrucksvolle Weise. Für Besucher bietet es nicht nur wechselnde Ausstellungen, sondern auch solide dauerhafte Sammlungen, die das kulturelle und natürliche Erbe der Region greifbar machen.
Das Museum hat eine lange und facettenreiche Geschichte. Die Vorgängerinstitution wurde 1883 gegründet. Das neoklassizistische Hauptgebäude wurde 1896 eröffnet. 1950 erfolgte die Trennung von Bibliothek und Museum; das Museum erhielt den Namen des früheren Direktors Móra Ferenc.
Nach umfassenden Renovierungen im Jahr 2020 wurde die Einrichtung modernisiert, mit neuen Ausstellungen und verbessertem Gebäudezustand.
Das Museum ist eine der bedeutendsten Kulturinstitutionen in Südungarn. Es betreibt Forschung in Ar-chäologie, Ethnografie, Natur- und Geschichtswissenschaften und beherbergt über 1,2 Millionen Inventarobjekte.
Es liegt zentral in Szeged, an der Theiß und nahe der Innenstadt bzw. dem Szegeder Domplatz, und das Gebäude selbst ist bis heute ein markantes städtisches Wahrzeichen.
Einige der wichtigen ständigen Ausstellungen umfassen: „Our River and its Land“: Eine naturwissenschaftliche Ausstellung, die Landschaft, Fluss und Umwelt in den Blick nimmt. „The Forest of Móra Ferenc – The Green Móra“: Eine Ausstellung mit Bezug zur Natur- und Umweltgeschichte. „Travel to the Past! – Permanent Historical Exhibition of Szeged“ (im „Castle Museum“, Teil der Institution): Dieser Bereich beleuchtet die Geschichte der Stadt Szeged und ihrer Umgebung. Weitere Dauerausstellungen: z.B. ethnographische Sammlungen zur Volkskultur der Region, eine Kunst- und Schatzkammer-Präsentation („All that is gold“) sowie die Ferenc-Móra-Gedenkstube. Weitere Infos sind von der Webseite moramuze
um.hu abrufbar.








