Bukarest (ADZ) - Aserbaidschan will sein Gas jenem Pipeline-Projekt zur Verfügung stellen, das als erstes fertiggestellt ist. Das sagte Vitaly Baylarbayov, der Vizepräsident der staatlichen aserbaidschanischen Öl- und Gasgesellschaft SOCAR, am Donnerstag in Bukarest. Damit sollte nun ein Wettrennen zwischen den beiden Pipeline-Projekten Nabucco und AGRI (White Stream 2) in Gang gebracht werden. Bis 2020 könne Aserbaidschan jedenfalls nur eine Pipeline auf einmal mit Gas beliefern, sagte der SOCAR-Manager.
Die geplante AGRI-Gasleitung Aserbaidjan-Georgia-Romania-Interconnection (durch die Erdgas aus Aserbaidschan nach Georgien ans Schwarze Meer gepumpt, dort verflüssigt, per Schiff nach Rumänien und dann weiter nach Europa befördert werden soll), könne für sein Land durchaus zum „prioritären Projekt“ werden, sollte sie als erste fertig sein, so Baylarbayov.
Das aserische Erdgas könne schließlich über etliche Leitungen nach Europa gelangen, nicht nur über Nabucco – für die Behörden in Baku gebe es schließlich auch noch die (russische) South Stream-Variante, gab der SOCAR-Vize zu bedenken.
Rumänien ist sowohl AGRI- als auch Nabucco-Konsortialpartner. Corneliu Condea, Chef der AGRI-Projektgesellschaft, betonte, dass die aserischen Behörden sich wohl zweifelsfrei für das „überzeugendste Projekt“ entscheiden würden. Offiziell hatte es in Bukarest bislang stets geheißen, dass die beide Pipelines „komplementär“ seien. Das von der Europäischen Kommission unterstützte Nabucco-Projekt (das Gas aus Zentralasien nach Europa über die Route Türkei–Bulgarien–Rumänien–Ungarn–Österreich bringen soll) wurde Anfang Mai zum wiederholten Mal verschoben: Der Baustart um ein Jahr (2013) und die Fertigstellung der Pipeline um zwei Jahre auf 2017.