Bukarest (ADZ) - Bereits Ende vergangener Woche hat die russischen Sberbank mit der Österreichischen Volksbanken-AG (ÖVAG) Einigung über den Verkauf der angeschlagenen Volksbanken International (VBI) erzielt. Ein entsprechendes Abkommen haben VBI-Aktionäre und Vertreter der Sberbank am Donnerstag in Wien unterzeichnet. Das Geschäft soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Die defizitäre Rumänien-Tochter ist aber aus dem Verkauf ausgeschlossen und wird bei der Muttergesellschaft verbleiben, berichten österreichische und rumänische Medien.
Aus Kreisen der Sberbank hieß es, dass man vermeiden wolle, den Rumänien-Ableger zu konsolidieren, wie es das EU-Gemeinschaftsrecht fordere. Die Volksbank România hat die Bilanz der VBI tiefrot gefärbt. Hohe Wertberichtigungen für faule Kredite führten im vergangenen Jahr zu Verlusten von 36 Millionen Euro. Mit rund einem Drittel des Gesamtvolumens gilt dem Rumänien-Engagement die größte Aufmerksamkeit innerhalb der Bankengruppe. Insgesamt ist die VBI in zehn Ost- und Südosteuropäischen Ländern vertreten.
Mit dem Vertragsabschluss vergangenen Donnerstag endet ein Monate langes Hin und Her zwischen Sberbank und ÖVAG. Für die Österreicher ist der Verkauf Teil eines geplanten Restrukturierungsprozesses. Wie zu erwarten, hat die Bank, der die Finanzkrise stark zugesetzt hatte, den Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) nicht bestanden und will sich schon seit Längerem von den verlustreichen Operationen in Osteuropa trennen. Für die Russen ist der Deal strategisch wichtig, denn sie wollen ihr Europa-Engagement weiter ausbauen. Es wäre für das größte russische Geldinstitut der erste Erwerb außerhalb des postsowjetischen Raumes. Der Kaufpreis, der laut Medienberichten bei etwa 750 Millionen Euro liegen soll, ist für die Bank, an der der Staat noch 60 Prozent hält, keine große Sache. Allein im ersten Halbjahr 2011 wurde der Nettogewinn auf 171,3 Milliarden Rubel (rund 4,3 Milliarden Euro) nahezu verdreifacht.
Derzeit sucht die ÖVAG nach einem Käufer für die Volksbank România. Laut Generaldirektor Gerald Wenzel würde es „wenig Sinn“ machen, eine einzige Sparte in Osteuropa zu behalten. Womöglich werden die Österreicher in Ungarn fündig, denn kurz vor Vertragsabschluss mit den Russen signalisierte auch die OTP-Bank Interesse an der VBI. Gegenüber der österreichischen Tageszeitung „Kurier“ sagte der OTP-Chef Sándor Csányi am 7. Juli: „Die VBI ist auch deshalb interessant, weil sie genau in jenen Regionen präsent ist, in die OTP expandieren will.“
Vor allem in Rumänien ist die größte ungarische Bank schlechter aufgestellt als erwünscht. Die Akquise der VBI wäre eine Möglichkeit, die Präsenz im Nachbarland zu erhöhen. Der „Kurier“ zitiert außerdem Analysten, die einen Kauf der Volksbank România durch die OTP-Bank im Nachhinein für möglich halten. Die Ungarn, die sich nicht auf einen Bieterkampf mit der Sberbank einlassen wollten, sind aber laut „Kurier“ noch nicht in Wien vorstellig geworden. Der Kaufpreis von etwa 400 Millionen Euro wäre für die OTP-Bank auch kein Problem. Im vergangen Jahr erwirtschaftete sie einen Gewinn von 450 Millionen Euro.